Politik des Glatten und des Gekerbten – Konstruktivismus des Raumes bei Deleuze und Guattari

Ingo Zechner

Vortrag an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), Corner College, Zürich

24. März 2010

Filz und Gewebe, Patchwork und Stickerei, eine nomadische und eine sesshafte Kunst: Neben Techniken des traditionellen Kunsthandwerks sind es einige Grundbegriffe einer elementaren Gestaltungslehre und einer neuen Ästhetik, die Gilles Deleuze (1925-1995) und Félix Guattari (1930-1992) zur Veranschaulichung und Definition ihrer Unterscheidung von glatten und gekerbten Räumen heranziehen: das Verhältnis von Punkt, Linie und Fläche, von taktiler, haptischer und optischer Wahrnehmung usw.

Das Glatte und das Gekerbte bilden ein begriffliches Instrumentarium, mit dem sich – heute mehr denn je – politische und ökonomische Entwicklungen analysieren lassen: die prekäre Beziehung zwischen einer global agierenden Kriegsmaschine und einem lokalen Staatsapparat oder das Verschwinden der Grenze zwischen freier Tätigkeit und Arbeit.

Der Vortrag hat die Konzeption von Deleuze und Guattari nachgezeichnet. In seinem Zentrum stand die Frage nach den ungenutzten Potenzialen ihrer Analyse und damit zugleich die Frage nach einem bestimmten Verhältnis von Kunst, Ästhetik und Politik.

Lektüretipp: Gilles Deleuze / Félix Guattari, »Das Glatte und das Gekerbte«, in: Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie II, aus dem Franz. übers. von Gabriele Ricke und Ronald Voullíé, Merve Verlag 1992, 657-693 (= 14. Kapitel, »1440«).