Vortrag am German Department, University of California at Berkeley
im Rahmen der BTWH-Jahrestagung 2006
22.-25. März 2006
Ausgangspunkt ist eine Szene aus Hans-Christian Schmids Film „Lichter“ (D 2003), in der ein Beamter des Bundesgrenzschutzes einen jungen ukrainischen Migranten verhört, der an der deutsch-polnischen Grenze aufgegriffen wurde. Im Mittelpunkt der Szene steht eine dritte Person: die junge Dolmetscherin, die übersetzt, was sie dem Verhörten zuvor in den Mund gelegt hat. Als der Beamte für einen Moment das Zimmer verlässt, verrät sie dem Migranten das Losungswort, das ihm den Weg zur Aufenthaltsgenehmigung eröffnet: „Bitten Sie um Asyl“.
Wessen Begehren artikuliert sich in der Bitte um Asyl? Das des Asylwerbers, des Beamten oder der Dolmetscherin? Wie verhält sich dieses Begehren zu der Sprache, die es zum Ausdruck bringt? Was ist die Rolle der Übersetzung? Welche Sprechakte bringt die Situation der Einvernahme hervor?
These ist, dass sich in der Bitte um Asyl ein Subjekt konstituiert, das sich von jenem ‚nackten Leben’ abhebt, über das der Grenzschutz zu gebieten versucht. Doch welche Spielräume hat dieses Subjekt? Wessen Imaginationen sind es, die diese Spielräume abstecken? Wodurch wird die Besetzung bestimmter Positionen in diesen Räumen zu einem politischen Akt?
(Publikationsfassung: siehe Publikationen Aufsätze)
BTWH-Forschungsschwerpunkt 2005/2006: Media and Mobility